Sonntag, 10. Januar 2016

Die Ergebnisse eines Workshops - meine Garnschale und eine lustige Geschichte

letzten herbst nahm ich an einem interessanten workshop teil. er nannte sich 'hände und geist: entdeckungsreisen von ton zu text' und wurde angeboten von margot lehnertz (http://www.bronze-und-keramik.de/)und cornelia ehses-kuhrau (http://www.cornelia-ehses.de/). der workshop war zum einen teil freies arbeiten mit ton, zum anderen teil dessen schriftstellerische umsetzung. da ich so etwas noch nie gemacht hatte, war ich natürlich sehr gespannt. am ende des tages kam bei mir eine garnschale heraus. also aus dem ton. dafür, dass ich seit meiner kindheit nie mehr mit ton rumgematscht hatte, finde ich es ganz schön. und brauchbar natürlich. ich hatte mir an dem tag auch eine kleine geschichte ausgedacht, die sich auf einige in ton gebrannte tauben auf margot's garagendach bezogen (siehe ganz unten). nach dem brennen durfte ich mein schälchen noch bei margot lackieren, damit ich auch wirklich wolle darin führen kann, ohne dass sie am rauhen ton hängenbleibt.




Margot's Vögel

Die vier apokalyptischen Reiter hatten längst ihren Weg auf die Erde gefunden. Nach und nach waren die sieben Siegel des sagenumwobenen Buches gebrochen worden, und so fand ein Reiter nach dem anderen Einlass zur Welt, wie wir sie kennen. Das Ziel war gegeben, die Zerstörung in vollem Gange. Eines Tages trafen sich die vier Reiter zufällig im Galopp. Man stieg ab, setzte sich in eine Wirtschaft, schlug sich auf die Schultern und beglückwünschte sich für die jeweils vom anderen heraufbeschworenen Katastrophen.

'Na, was hast Du denn gemacht in letzter Zeit?' fragte der eine den anderen.
'Ach, frag nicht, ich habe in Island einen Vulkan ausbrechen lassen. Tagelang war der Himmel über Europa verdunkelt.'
'Alle Achtung!' riefen die drei anderen.
'Aber ich war auch nicht faul.', rühmte sich der Nächste. 'Ich habe ein bisschen in Fukushima rumgefummelt, und schon gibt’s lebenslang und noch länger Ärger in Japan und Umgebung!'

Man schlug sich auf die Schenkel. Der Dritte gab fürchterlich damit an, regelmäßig Tsunamis in die Südsee zu schicken, und der letzte lobte die Idee von weltweitem Terrorismus.

Der Abend nahm seinen Lauf, und es wurde viel zu viel gezecht. Unsere apokalyptischen Reiter waren sternhagelvoll, als sie sich eingestanden, dass keiner von ihnen wirklich Sinn in seinem perfiden Treiben fand.

'Hömma!, lallte der eine. 'Wemma die Welt nu ganz puttmachn, was wird'n dann aus unsch?'
'Sch'weiß nich..., vllllleicht lös'n ma uns inner Lufft auf.'
'Inner Lufft?'
'Jau.'
'Was machen wer denn inner Lufft?!?'
'Flieschn.'
'Watt?'
'Flieeeeeschn!!!', brüllte der.
'Mach ma!'
'Watt, jetz?'
'Jau.'
'Und unseren Ffferde?'
'Auffe Weide damit. Endlisch artgereschte Haltung.'
'Jau. Ich flieeesch schomma los!'
'Ich auch!'
'Sch'auch!'
'Jau, sch'auch!'

Als die Vier wieder nüchtern waren, hatten sie es bis nach Sinnersdorf geschafft. Ja, bis ganz genau auf Margot's Garagendach.

Und jetzt sitzen sie da oben schon eine ganze Weile. Sind übrigens versteinert, und keiner weiß, warum. Getarnt als unschuldige kleine Täublein. Aber wenn man die genau anguckt.... brüten die da wieder was aus?
Margot, halte da mal ein Auge drauf, bitte...

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